Capsaicin – Der Wirkstoff im Pfefferspray: Ursprung, Wirkung und Einsatzbereiche

Capsaicin – Der Wirkstoff im Pfefferspray: Ursprung, Wirkung und Einsatzbereiche

Capsaicin – Der scharfe Wirkstoff im Pfefferspray: Ursprung, Wirkung und Einsatzbereiche

Pfefferspray zählt zu den effektivsten Mitteln zur Selbstverteidigung – und das nicht ohne Grund: Der darin enthaltene Wirkstoff Capsaicin ist in der Lage, Angreifer innerhalb von Sekunden ausser Gefecht zu setzen – ohne bleibende Schäden zu verursachen. Dabei handelt es sich um eine natürliche Substanz, die ihren Ursprung in Chilischoten hat – aber deren Potenzial weit über den Teller hinausgeht.

In diesem Beitrag erfährst du alles über Herkunft, chemische Eigenschaften, Wirkung, Einsatzgebiete und Sicherheitsaspekte von Capsaicin – dem „scharfen Herz“ des Pfeffersprays.

Was ist Capsaicin?

Capsaicin ist ein natürlich vorkommendes Alkaloid und zählt zur Gruppe der Capsaicinoide – Substanzen, die ausschliesslich in Pflanzen der Gattung Capsicum (Chili, Paprika) vorkommen. Es ist verantwortlich für das typische Brennen auf der Zunge bei scharfem Essen – und für die intensive Reizwirkung von Pfeffersprays.

Chemische Eigenschaften:

  • Summenformel: C₁₈H₂₇NO₃
  • Aussehen: Farblos bis leicht gelblich
  • Eigenschaften: Lipophil (fettlöslich), nicht wasserlöslich
  • Besonderheit: Hitzestabil, lange haltbar

Capsaicin aktiviert im menschlichen Körper den sogenannten TRPV1-Rezeptor, der normalerweise auf hohe Temperaturen oder Verletzungen reagiert – daher die extreme Schmerzempfindung bei Kontakt.

Woher stammt Capsaicin?

Capsaicin kommt ausschliesslich in Capsicum-Pflanzen vor – insbesondere in deren innerem Fruchtgewebe (Plazenta). Der Wirkstoff dient der Pflanze als natürlicher Frassschutz gegenüber Säugetieren.

Herkunft der Pflanzen:

Die Wildformen stammen ursprünglich aus Mittel- und Südamerika (v. a. Mexiko, Bolivien, Peru). Heute werden Capsaicin-reiche Chilis in grossem Stil angebaut – unter anderem in:

  • Indien
  • China
  • Thailand
  • Uganda
  • USA (z. B. Carolina Reaper)

Für Pfeffersprays werden meist besonders scharfe Sorten wie Habanero, Bhut Jolokia oder Carolina Reaper verwendet.

Wie wird Capsaicin gewonnen?

Für Pfeffersprays wird Capsaicin in Form eines Oleoresin Capsicum (OC)-Extrakts verarbeitet. Die Herstellung erfolgt in mehreren Schritten:

  1. Trocknung und Zerkleinerung der Chilis
  2. Lösungsmittel-Extraktion (z. B. mit Alkohol) zur Isolierung des scharfen Oleoresins
  3. Reinigung und Konzentration
  4. Standardisierung auf den gewünschten Capsaicingehalt
  5. Verarbeitung zu Emulsionen für Sprays

Capsaicin ist extrem potent – wenige Milligramm reichen aus, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Schärfegrade und Kennzahlen

Die Schärfe von Capsaicin wird in Scoville Heat Units (SHU) gemessen:

Substanz / Produkt

SHU-Wert (ca.)

Reines Capsaicin

16'000'000 SHU

OC-Extrakt in Pfefferspray

2'000'000 – 5'000'000 SHU

Carolina Reaper (Chili)

2'200'000 SHU

Habanero

100'000 – 350'000 SHU

Jalapeño

2'500 – 8'000 SHU

Ein Pfefferspray mit 5 Mio. SHU ist damit über 1'000-mal schärfer als eine Jalapeño.

Wirkung auf den Körper

Capsaicin wirkt durch Reizung von Schmerz- und Wärmerezeptoren:

  • Augen: Starkes Brennen, Tränenfluss, vorübergehende Erblindung
  • Atemwege: Hustenreiz, Atemnot, Atemkrämpfe
  • Haut: Brennen, Rötung, starke Überempfindlichkeit

Die Wirkung setzt innerhalb von Sekunden ein und hält in der Regel 15–45 Minuten an – je nach Konzentration und Verabreichung.

Warum Capsaicin so effektiv ist

Capsaicin ist der ideale Wirkstoff für Pfeffersprays, weil es:

  • natürlich und nicht-tödlich ist
  • sofort wirkt, selbst in kleinen Mengen
  • keine bleibenden Schäden verursacht
  • wetterunabhängig funktioniert
  • eine lange Haltbarkeit aufweist

Konzentrationen im Pfefferspray

Der OC-Gehalt bestimmt die Stärke eines Sprays. Typische Konzentrationen:

OC-Gehalt

Verwendung

2–5 %

Milder Reizstoff (z. B. Tierabwehr)

5–10 %

Ziviler Selbstschutz

10–18 %

Stärker, schneller wirksam

18–20 %+

Hochkonzentriert, Behördeneinsatz

Wichtig: Der tatsächliche Capsaicingehalt ist deutlich geringer, meist zwischen 0.18 und 1.33 %.

Sicherheit & Anwendung

Obwohl Capsaicin keine bleibenden Schäden verursacht, gibt es wichtige Sicherheitsaspekte:

  • Nicht einatmen! Hochkonzentrierte Dämpfe reizen die Atemwege extrem
  • Nicht in geschlossenen Räumen anwenden
  • Hautkontakt vermeiden – nur Öl, Milch oder fetthaltige Lotionen helfen
  • Von Kindern fernhalten – selbst kleine Mengen sind extrem reizend
  • Achtung bei Windrichtung – Selbstkontamination vermeiden

Weitere Anwendungen

Capsaicin wird auch ausserhalb von Pfeffersprays verwendet:

  • Medizin: In Salben gegen Arthritis, Nervenschmerzen und Muskelverspannungen
  • Forschung: In Studien über Schmerzverarbeitung
  • Tierabwehr: In Wildschutzpasten, Gartenabwehrmitteln
  • Lebensmittelindustrie: In scharfen Saucen und Nahrungsergänzungsmitteln

Capsaicin als Schlüssel im Pfefferspray

Capsaicin ist ein natürlicher, hochwirksamer Reizstoff, der Pfeffersprays ihre Effektivität verleiht. Seine sofortige, aber nicht-tödliche Wirkung macht ihn zu einem idealen Wirkstoff für den Selbstschutz. Gleichzeitig ist Capsaicin ein faszinierendes Molekül – mit Einsatzgebieten von der Küche bis zur Schmerztherapie.

Wer Pfefferspray nutzt, sollte wissen, was darin steckt – und wie es wirkt.

Zurück zum Blog